Ein Abend mit Monty Roberts

Auf seiner Tournee im Frühjahr 2008 war der berühmteste "Pferdeflüsterer" der Welt auch einen Abend in Hamburg - Pferde-Welt war dabei. Monty Roberts gab eine faszinierende Vorstellung davon, was man erreichen kann, wenn man ein so außerordentliches Verständnis für Pferde hat.

Monty Roberts, mittlerweile 70 Jahre alt, gibt seit mehr als 50 Jahren sein Wissen im Umgang mit Pferden weiter. Die gewaltfreie Kommunikation zwischen Mensch und Tier spielt dabei die entscheidende Rolle. Die Bezeichnung "Pferdeflüsterer" - mag er nicht so gern - ihm es ist es lieber, wenn man "Horsegentler" nennt.

Und dann steht er da, ruhig und entspannt, deutlich jünger aussehend als 70 und mit seiner unentbehrlichen Schiebermütze auf dem Kopf, und erzählt den tausenden Gästen von seiner Arbeit.
Seine Join-Up®- und Follow-Up® - Methoden werden mittlerweile rund um den Erdball angewendet. Dieser außergewöhnliche Mann aus Kalifornien trainiert herausragende Rennpferde, war Stuntman in Hollywood, ist Bestsellerautor und zudem häufiger Gast als Redner in Managementkursen und Talkshows. Er selbst ist Champion und Trainer von Weltmeistern. Seit den achtziger Jahren ist er offizieller Berater in allen Angelegenheiten der Pferdehaltung- und Zucht der englischen Königin Elizabeth II. In Deutschland verbringt er auch rund 40 Tage im Jahr, unter anderem um Rennpferde zu trainieren.

Während der Shows arbeitet Monty Roberts mit Problempferden und "heilt" sie - diejenigen, die z.B. die Angewohnheiten haben zu beißen, zu bocken, zu schlagen, sich nicht vom Schmied behandeln lassen und Verlade- und Hängerprobleme haben.

In Hamburg war zum Beispiel Torero dabei, ein Pony, das unter keinen Umständen auf einen Hänger wollte. Trotzdem hatte es seine Besitzerin geschafft, ihn an diesem Abend nach Hamburg und in die volle Alsterdorfer Halle zu bringen. Relativ ruhig ließ er sich in den abgesperrten Kreis (Round Pen" mit 15 Metern Durchmesser), bringen, in dem Monty Roberts schon auf ihn wartete. Zuerst ließ er das Pony im Kreis laufen - insgesamt 500 Meter, die Fluchtdistanz eines Pferdes. Mit einer lockeren Lounge, die er dem Pferd immer wieder auf den Rücken warf, hielt er es in Trab. Nach einiger Zeit signalisierte das Pony, dass es kooperationsbereit wäre - die Ohren drehten sich zu dem Mann in der Mitte. Monty Roberts ließ das zu - und schon nach kurzer Zeit leckte und kaute Torero - ein Zeichen dafür, das er keine Angst mehr hatte.

Jetzt traten die beiden in einen ganz eigenen, von Monty Roberts entwickelten und tausendfach eingesetzten Dialog von Annäherung und Abstoßung. Der gestreckte Arm und die wedelnde, gespreizte Hand besagt: Lauf und halte Abstand! Der vor den Körper gelegte Arm und die zur Faust gekrümmte Hand dagegen bedeuten: Werde langsamer und komm näher. Schon nach kurzer Zeit klappte das mit Torero. Immer wieder streichelte Monty Roberts ihm zwischendurch den Kopf, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen. Dann die nächste Probe: Der Pferdeflüsterer drehte dem Pony den Rücken zu und ging langsam weg. Und Torero ging hinterher - das berühmte Follow-up.

Dann begann das Hängertraining. Das machte nicht Monty Roberts selbst, sondern eine seiner Schülerinnen - um zu zeigen, dass seine Methode nicht auf seine Person fixiert ist. Hierbei spielte das Rückwärtsgehen eine große Rolle. Immer wieder ging es ein paar Schritte Richtung Hänger - und dann wieder zurück. Und irgendwann ging Torero ohne Protest auf den Hänger - und nicht nur einmal!

Pferd Max dagegen hatte noch nie einen Longiergurt oder einen Sattel getragen - geschweige denn einen Reiter. Keiner, auch nicht seine Besitzerin, durfte sich auf seinen Rücken schwingen. Nach dem anfänglichen Procedere, das in dieser Form immer am Anfang eines Trainings steht, platziert Monty Roberts eine Decke auf dem Rücken des Pferdes. Dann lässt das Tier sogar zu, dass man ihm einen speziellen Gurt anlegt. Und an diesem Gurt wird eine lebensgroße Puppe befestigt - mit der Max artig seine Runden dreht! Dann kommt der große Moment: Ein Mitarbeiter von Monty Roberts schwingt sich auf seinen Rücken - und nach einer wirklich nur kleinen Unruhe lässt Max es zu, geritten zu werden!

Pony Torero kommt zum Schluss des Abends noch einmal in den Round Pen, denn - wie so viele Pferde - hat er panische Angst vor Plastik. Monty Roberts hat dafür einen langen Stab dabei, der am einen Ende mit flatternden Plastikstreifen beklebt ist. Stück für Stück gewöhnt er Torero an diesen Stab, bis das Pony es zulässt, dass er ihm damit über den Rücken streicht. Als nächstes wird ein schmaler Streifen Plastik auf dem Boden ausgebreitet. Der Pferdetrainer geht immer wieder mit dem Pony über diesen Streifen. Am Anfang springt Torero darüber, dann tritt er auf die Plane. Diese wird nun immer mehr vergrößert, bis Torero mit mehreren Schritten auf dem Plastik laufen muss. Und zum Schluss hat man den Eindruck, dass das Pony tatsächlich seine Angst verloren hat...

Wer sich noch mehr mit Monty Roberts und seinen Methoden beschäftigen möchte: Der Pferdeflüsterer hat schon eine ganze Reihe von Büchern geschrieben. Einsteigern empfehlen wir "Frag Monty - 150 Antworten des bekanntesten Pferdeflüsterers der Welt" von Monty Roberts. Es ist bei Lübbe erschienen und kostet 18 Euro. Hier hat er Fragen gestellt, die in ähnlicher Form immer wieder an ihn gestellt werden, und beantwortet sie ausführlich.

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