Das Pferdefell pflegen
Stehen die Pferde tagsüber auf der Koppel, putzt man sie nur vor dem Reiten. Schmutz und Schweißrückstände müssen gründlich herausgebürstet werden, damit keine Druck- und Scheuerstellen entstehen. Zuviel Sauberkeit ist aber auch nicht gut, denn eine Staubschicht im Fell ist auch ein Schutz. Beim Putzen bemerkt ein aufmerksamer Pferdebesitzer auch gleich Verletzungen, Zecken oder Hautveränderungen, die eventuell behandelt werden müssen.
Ein Tipp von Reitlehrerin Mandy Valentin-Jäckl: Nach dem Reiten das Fell des Pferdes im Bereich von Sattel und Gurt mit dem Nadelstriegel abbürsten, auch gegen den Strich, damit die Haare sich wieder aufrichten und nicht womöglich einwachsen. Das könnte zu Haarwurzelentzündungen führen.
Das Fell des Pferdes hat einen natürlichen Fettgehalt, der durch zu häufiges Waschen mit einer Seife oder Chemikalien zerstört wird. Also auf gelegentliche Ausnahmen beschränken.
Ist das Pferd sehr verschwitzt oder schmutzig und es ist nicht zu kalt (und der Waschplatz nicht zugig), kann man es auch mal mit Wasser abspritzen. Anschließend mit einem Schweißmesser das Wasser vom Fell nehmen. Danach ist das Wälzen in Sand oder Schlamm ein Hochgenuss für das Pferd!
Zweimal im Jahr, im Frühling und am Herbstanfang, haben Pferde Fellwechsel. Dann ist es besonders wichtig, gründlich zu putzen, damit die Pferde sich nicht so viel scheuern. Außerdem unterstützt man damit den Fellwechsel und regt die Durchblutung der Haut an.
Zum Fellwechsel - aber auch sonst - sorgt Öl für ein glänzendes Fell und tut auch der Haut des Pferdes gut. Bestens geeignet - und mit seinen mehrfach ungesättigten Fettsäuren besonders gesund - ist Leinöl, aber auch Sonnenblumenöl kann man verwenden. Einfach zwei bis drei Esslöffel über das Futter geben. Außerdem kann der Darm die Vitamine viel besser "knacken", wenn ein bisschen Öl beigegeben wurde.
Ist das Fell nach der langen Winterperiode matt, kann auch ein Mineral- und/oder Vitaminmangel die Ursache sein. Oft wirken die Pferde dann auch schlapp und müde. Eine kleine "Kur" mit Mash kann da wahre Wunder wirken.
Unterstützt man Pferde im Fellwechsel mit einer Vitamin- und Mineralstoffhaltigen Nahrung, beugt man damit auch Krankheiten vor, denn viele Pferde neigen in dieser Zeit zu Koliken, aber es kann auch zu Pilzerkrankungen Haut, Mauke oder Ausschlag und Ekzemen kommen.
Das Winterfell ist deutlich dicker als das Sommerfell, glänzt weniger und weiche, kurze Wollhaare bilden eine dichte Schutzschicht gegen niedrige Temperaturen.
Wenn Pferde ihr dickes Winterfell tragen, schwitzen sie leichter und es dauert länger, bis sie wieder trocken sind. Da vielen Reitern das lästig ist, scheren sie ihren Pferden das Winterfell ab und lassen sie nur noch dick eingedeckt nach draußen. Das ist verständlich, sollte aber nur von erfahrenen und ambitionierten Sportreitern vorgenommen werden. Denn man bringt damit das gut funktionierende System zur Erhaltung der Körpertemperatur des Pferdes durcheinander - was wiederum zu Krankheiten führen kann. Beispielsweise fließt der Schweiß bei einem geschorenen Pferd viel schneller ab und kann dadurch seine Kühlfunktion durch Verdunstung nicht voll erfüllen. Das Pferd produziert weiter Schweiß und verliert immer mehr Elektrolyte.
Übrigens: Bei nur an einigen Körperstellen geschorenen Pferden versagt die Thermoregulation am ehesten.
Eine Alternative, wenn es nicht anders geht: Rechtzeitiges Eindecken verhindert, dass das Winterfell zu dick wird.
Ist ein Pferd nach der Arbeit nassgeschwitzt, sollte man es mit einer so genannten Abschwitzdecke eindecken (eher bei kalten Temperaturen), bis es komplett trocken ist, und kann es dann erst wieder auf die Weide oder in die Box stellen. Aber auf keinen fall ein nassgeschwitztes Pferd einfach so in die Box stellen! Wie oben schon gesagt, ist Abduschen mit anschließendem Wälzen eine Alternative bei warmem Wetter.
Stallpferde sollten im kalten Winter nicht ohne Decke ihren Freigang genießen, wenn ihnen der natürliche Schutz, das Winterfell, fehlt.
Welche Bürsten am besten geeignet zur Fellpflege sind, lesen Sie hier.
Foto 1: Helmut Brunken, Foto 2: Pferde-Welt, Foto 3: xfischerinx, 1 und 3: Pixelio