Berühmte Rennpferde
Die Geschichte der berühmten Rennpferde der Neuzeit beginnt mit dem Hengst Eclipse. Dieser Nachfahre von Godolphin Arabian und Darley Arabien wurde im Jahr 1764 in England während einer Sonnenfinsternis geboren und erhielt daher seinen Namen - Eclipse ist das lateinisch-englische Wort für Sonnenfinsternis. 1769 bestritt Eclipse sein erstes Rennen und gewann mit so viel Vorsprung, dass alle anderen Pferde wegen zu großen Abstandes zum Sieger disqualifiziert wurden. Er blieb in allen Rennen ungeschlagen, was zu dem Spruch: "Eclipse the first, the rest nowhere" führte ( "Eclipse der Erster der Rest nirgends").
Seine direkten Nachkommen - er zeugte 300 - 400 Fohlen - sollen in England über 800 Rennen gewonnen haben.
Sehr viele heutige Vollblutrennpferde haben Eclipse in ihrem Stammbaum.
1780 wurde in England das erste Derby, benannt nach einem der Mitveranstalter, dem 12. Earl of Derby, ausgetragen. Die Distanz betrug damals 1600 Meter oder 1750 yards. Erster Gewinner war das Pferd Diomed, das später ein erfolgreicher Zuchthengst in Amerika wurde.
Eine noch größere Leistung erbrachte 100 Jahre später die in Ungarn geborene Stute Kincsem.Von ihrem ersten Rennen in Berlin Hoppegarten 1876 bis 1880 bestritt Kincsem 54 Rennen - und gewann alle. Einer der Gründe für ihre Überlegenheit auf allen europäischen Rennbahnen soll ihre Reisefreudigkeit gewesen sein. Da Kincsem das Fahren mit der Eisenbahn liebte, kam sie ausgeruht und ruhig an jedem Rennort an und hatte so einen entscheidenden Vorteil gegenüber nervöseren Konkurrenten.
Ob Moifaa das Reisen auch liebte, ist nicht überliefert. Der Gewinner des Grand-National-Rennens im Jahre 1904 soll angeblich vorher auf der Überfahrt von Neuseeland nach England Schiffbruch erlitten, sich auf eine unbewohnte Insel gerettet haben - in anderen Versionen der Legende an die Küste von Irland - und trotzdem zwei Wochen später das bedeutende Hindernissrennen gewonnen haben.
Hier wurden aber wohl zwei Geschichten vermengt, um den Sieg Moifaas noch legendärer zu machen. Ein Pferd namens Kiora, das ebenfalls am Grand National teilnahm, rettete sich von einem gesunkenen Schiff, gewann allerdings nicht das Rennen.
Die bis heute unübertroffene Rennpferd-Legende der USA ist der Hengst Man O'War ( 1917-1947 ). Selbst bei einer Wahl im Jahre 1999 erhielt er von einer Fachzeitschrift noch den Titel Rennpferd des Jahrhunderts, und das 80 Jahre nach seiner aktiven Laufbahn.
Man O' War stammte aus dem bekannten Gestüt der Familie Belmont. Der Hengst mit dem Spitznamen "The Big Red" gewann 20 von 21 Rennen und hatte später Probleme, Gegner zu finden, denn niemand wollte sein Pferd mehr gegen diesen Super-Champion reiten lassen.
Man O'War erreichte Wettquoten von bis zu 1:100 und wurde später als Deckhengst mit 5000 Dollar ( zum Vergleich: ein Ford Modell T kostete damals ca. 400 Dollar! ) pro Sprung bezahlt. Man kann noch heute sein Grab und ein Denkmal in Lexington, USA besichtigen.
Einer der Nachkommen Man O'Wars war Nijinsky, benannt nach dem russischen Baletttänzer Vaslav Nijinsky. Das Pferd Nijinsky gewann 1970 die Triple Crown, d.h. in der selben Saison die drei Rennen "2000 Guineas Stakes von New Market", das "Derby von Epson" sowie das "St.Leger Stakes von Doncaster". Als sein Besitzer verstarb, wurde Nijinsky für 5,5 Millionen Dollar verkauft.
Wie ein Krimi liest sich das Leben des australischen Rennpferdes Phar Lap. Der 1926 in Neuseeland geborene Hengst lief von Sieg zu Sieg, so dass man ihn schließlich "Red Terror" betitelte. Sein Züchter, der Phar Lap für wenig Geld verkauft hatte, beging angesichts dieser Fehlentscheidung Selbstmord. Kurz vor dem Melbourne Cup von 1930 wurde aus einem Auto auf den Hengst geschossen, getroffen wurde aber nur ein Pony, das glücklicherweise auch überlebte. Doch damit nicht genug: Auf einer Reise in die USA ging Phar Lap innerhalb weniger Stunden ein, vermutlich an einer Vergiftung. Es wurden Theorien über Gangster und erboste religiöse Fanatiker entwickelt, die am Tode des Rennpferdes die Schuld tragen sollten, aufgeklärt wurde der Fall nie. Die Australier, die sehr an ihrem populären Rennpferd hingen, nahmen es den Amerikanern lange übel, dass das Pferd in ihrem Land sein jähes Ende fand.
In den Jahren 2003 und 2004 verarbeitete Hollywood die Legenden zweier Rennpferde: Seabiscuit und Hildago. Doch während Seabiscuit tatsächlich ein bekanntes Rennpferd in den 30er Jahren des 20.Jahrhunderts war - er lief unter anderem gegen War Admiral, einen Nachkommen von Man O'War - bleibt die mit Viggo Mortensen verfilmte Geschichte Hidalgos und seines Reiters Frank T.Hopkins ungeprüft, den es existieren keinerlei Beweise, dass das 3000-Meilen Rennen durch die Wüste, das Hopkins auf Hidalgo bestritten haben will, tatsächlich stattgefunden hat.
Ein paar der heutigen Renn-Champions in und aus Deutschland sind der Hengst Adlerflug aus dem Gestüt Schlenderhan, Schiaparelli aus dem Gestüt Karlshof oder Precious Boy aus dem Gestüt Park Wiedingen, der in diesem Jahr ( Stand Mai 2008 ) bereits 110.000 EUR einlief.
Fotos: Dietmar Meinert ( 1 ), Cornerstone ( 2 ) und Monika Albert ( 3 ), alle Pixelio