Leben aus der Satteltasche

Wanderreiten bedeutet Naturverbundenheit und Entspannung - wenn die Ausrüstung stimmt. Was der Wanderreiter auf keinen Fall vergessen sollte, was überflüssig ist und weitere nützliche Tipps für das Reisen zu Pferd geben wir Ihnen hier.

Bevor der Wanderreiter seine eigenen Sachen für den Trail packt, sollte erst einmal für das Pferd gesorgt sein. Und das fängt schon Wochen vor dem Start an, denn ein Pferd, das einen mehrtätigen Wanderritt geht, muss über die entsprechende Kondition verfügen. Auch gut gerittene Pferde sollten mit einigen Tagesritten trainiert werden, damit sie nicht überfordert sind und womöglich eine Gefahr darstellen. Piet Rott, Wanderreitführer in der Eifel, empfiehlt eine Vorbereitungszeit von sechs bis acht Wochen. Das Pferd muss zudem angemessenen Hufschutz tragen. Eisen oder Kunststoffbeschläge empfehlen sich wegen der starken Belastung auch für Tiere, die sonst barhuf geritten werden.

Wenn man seinen Wanderritt selbst organisiert, sind natürlich detailierte Landkarten unerlässlich. Da sie geographische Objekte widergeben und somit zur Orientierung gut geeignet sind, empfehlen sich topografische Karten. Sie zu lesen, sollte man allerdings vorher üben, am besten in einem Gelände, in dem man sich auskennt. Da sich aber auch der beste Kartenleser einmal irren kann, ist ein Kompass oftmals hilfreich.

Sollten Sie sich für bergiges Gelände entscheiden, in dem täglich viele Höhenmeter zurückgelegt werden, ist Vorderzeug empfehlenswert, da es ein Verrutschen des Sattels bei starken Anstiegen verhindert. Unter dem Sattel sollten eine Decke und ein Pad liegen, denn mehrere Schichten reduzieren die Reibung.

Herbert Fischer, Wander-Rittmeister und Gründer der Deutschen Wanderreiter-Akademie, bricht auch zu kürzeren Ritten niemals ohne Taschenlampe, Notbeschlagswerkzeug, Wanderapotheke und Klappmesser auf. Die schönsten Wege führen über naturbelassene Pfade, wo schon einmal ein Baum querliegen kann. Und ohne Säge "kann ein Baum sehr viel Zeit kosten", so Fischer.

Auch wenn man sich dafür entscheidet, der Wildnis ganz nahe zu kommen und im Zelt zu übernachten, muss die Strecke vorher geplant werden. Dabei sollte immer mit einkalkuliert werden, dass sich Reitzeit und Strecke durch Irrungen und Umwege verlängern können. Planen Sie lieber großzügig!

Anders als in manchen skandinavischen Ländern ist wildes Campieren in Deutschland verboten. Wenn Sie Ihr Zelt auf einer Wiese aufschlagen wollen, müssen Sie vorher den Eigentümer um Erlaubnis fragen. Aber auch viele Wanderreitstationen bieten die Möglichkeit, auf einer Wiese zu zelten und dann morgens in den Genuss eines leckeren Frühstücks zu kommen. Die Camping-Variante ist natürlich günstiger, doch oftmals bieten die Stationen auch Bett und Frühstück zu einem erschwinglichen Preis an. Ein deutschlandweites, aber nicht vollständiges Verzeichnis der Wanderreitstationen bietet www.wanderreiten.net. Da die schönsten Quartiere aber oftmals die kleinen, privat geführten sind, empfehlen sich die Verzeichnisse einzelner Regionen.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unangemessene Kleidung - diese Weisheit sollte beim Wanderreiten zum Prinzip werden, denn ein Regentag kann den ganzen Trail verderben, wenn man nicht mit der richtigen Kleidung ausgerüstet ist. Da jeder Reiter aber auch an sein Tier und die Last, die es tragen muss, denken sollte, kleiden Sie sich am besten nach dem Zwiebelprinzip. Ein dicker Pulli und ein Regen- bzw. Wachsmantel sind dabei unerlässlich. Klassische Reitstiefel sind für den Wanderritt ungeeignet, da es sich empfiehlt, zwischendurch immer mal ein paar Kilometer zu laufen, besonders wenn es bergab geht. Das schont das Pferd ebenso wie die eigenen Knie und lockert die Muskeln. Außerdem kann es in unbekanntem Gelände immer wieder zu Situationen kommen, in denen man absteigen muss. Westernstiefel oder Wanderschuhe sind da die beste Lösung.

Die Kleidung wird sowieso schmutzig, wenn Sie den ganzen Tag mit dem Pferd unterwegs sind, also finden Sie sich einfach damit ab und nehmen Sie nicht für jeden Tag ein frisches T-Shirt mit. Weniger ist mehr, das wird vor allem Ihr Pferd so sehen. Frische Unterwäsche dagegen wiegt nicht so viel, aber auch hier kommt es vor allem auf Qualität an, nicht auf Quantität. Sie sollten sicher sein, dass Sie in den Slips, die Sie einpacken, auch bequem reiten können. Spezielle Reitunterwäsche ohne Nähte könnte eine lohnende Investition sein, denn wenn man sich erst einmal "einen Wolf" geritten hat, macht der schönste Wanderritt nur noch halb so viel Spaß. Bei Trails, die sechs Tage und länger dauern, erleichtert eine kleine Tube Waschmittel allen Beteiligten das Leben.

Lassen Sie Ihren Schmuck zuhause. Ketten, Ohrringe und ähnliches können bei einem Ritt über baumverhangene Pfade oder gar bei einem Sturz gefährlich werden. Auch Ringe sind ungeeignet, da an einem warmen Tag die Finger anschwellen.

Zusätzlich zu den großen Packtaschen, die hinter dem Sattel angebracht werden, sind kleine Taschen für den Sattelknauf sehr praktisch. Dort kann man Dinge wie Portemonnaie, Fotoapparat oder Taschenmesser unterbringen, so dass alles, was tagsüber benötigt wird, griffbereit ist.

Packen Sie schwere Sachen in den Taschen immer nach unten, damit der Schwerpunkt tief liegt. Kleidung, die Sie im Laufe des Tages brauchen könnten, verstauen sie entweder oben in der Tasche oder rollen Sie in den Regenmantel und binden das Ganze hinter dem Sattel fest.

Ein Flachmann, gefüllt mit einem leckeren Whiskey oder Obstler, kann an kühleren oder feuchten Tagen schön von innen wärmen (und schafft Freunde unter den Mitreitern).

Wer den Weg zu seinem Ziel macht und gerne mal eine spontane Pause einlegt, kann sich einen kleinen Gaskocher und Becher einpacken. Damit lässt sich überall schnell eine Suppe oder ein Cappuccino zubereiten. Beides gibt es in kleinen Tüten zu kaufen und nimmt nicht viel Platz weg.

Natürlich wird Ihnen im Laufe des Trails irgendetwas fehlen, das Sie jetzt gerade in diesem Moment gebrauchen könnten. Aber viel wichtiger ist, dass Sie feststellen werden, wie wenig Sie eigentlich wirklich brauchen. Denn, wie Herbert Fischer auf seiner Homepage schreibt: "Wanderreiten ist Luxus in einem ganz anderen Sinne. Eine Art Luxus des Herzens und der inneren Einstellung."


Zubehör in Kurzform

Pferd:
Regendecke
Wanderreithalfter
Anbindestrick
Putzhandschuh
Hufkratzer
Schwamm
Faltbarer Eimer für Wasser und Futter
Packtaschen
Notbeschlagswerkzeug (wenn man es zu benutzen weiß)


Reiter:
Feste Schuhe
Hut
Regenbekleidung
Warmer Pulli
Weste mit vielen Taschen
Handschuhe
Waschmittel
Leatherman oder Taschenmesser
Klappsäge
Taschenlampe
Kartenmaterial (geeignete Kartentasche)
Handy
Kompass
Feuerzeug
Erste-Hilfe-Tasche (Verbandszeug, Pflaster, Desinfektionsmittel, Wundsalbe, Aspirin, Thermometer)
Wasserflasche
Verpflegung für unterwegs (Müsliriegel, Kekse, Wurst in Dosen)
Nähzeug und Leder-Reparatur-Set
Seil
Schlafsack (für Camper)
Besteck und Becher (für Camper)

Foto:N.Buch/Pferde-Welt.Info
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