Was macht eigentlich ein Sattler?

Es gibt Sattler, die sind auf das Reparieren von Autopolstern oder Cabrio-Verdecken spezialisiert. Von diesen soll hier nicht die Rede sein. Wir wollen von den Reitsportsattlern erzählen, die bei ihrer Arbeit in erster Linie mit Pferd und Reiter zu tun haben.



Ein gut sitzender Sattel ist keine Selbstverständlichkeit. Aber unerlässlich, damit Pferd und Reiter sich wohl fühlen können. Und ein Sattel ist teuer - sein Kauf also auch Vertrauenssache. So sind alle Reiter froh, wenn sie einen guten Sattler kennen, der ihnen nicht nur einen neuen Sattel verkaufen will, sondern auch gute Gebrauchte im Angebot hat und sich auf die feine Kunst versteht, schlecht sitzenden Sätteln eine optimale Passform zu geben.

Einer, der sich diesen Aufgaben mit Leib und Seele verschrieben hat, ist Benjamin Braemer. In einer dreijährigen Lehre ließ er sich zum Reitsportsattler ausbilden. Nach drei Gesellenjahren fühlte er sich reif für den Meister. 2009 legte er die vier Teile der Meisterprüfung erfolgreich ab.
Das sind:
1. Praktische Arbeit: einen Sattel bauen.
2. Theorie: in erster Linie Lederfachkunde und Nähte
3. Betriebswirtschaftliche, kaufmännische und rechtliche Kenntnisse
4. Arbeitspädagogische Kenntnisse - sprich: Die Fähigkeit, Lehrlinge zu unterweisen.

Im Anschluss eröffnete er die Sattlerei Braemer".

Benjamin Braemers Hauptarbeit ist das Neu- oder Aufpolstern und das Anpassen von Sätteln. Das macht er am liebsten vor Ort im jeweiligen Stall, weil er hier sofort sehen kann, ob der Sitz perfekt ist oder ob noch eine Nachbesserung nötig ist.
Doch er fertigt auch selber Sättel an. Sein Modell ist ein Standard-Sattel, wie er seit ca. 100 Jahren gebaut wird. Doch in ihn sind auch alle seine Erfahrungen eingeflossen, die er im Laufe der Zeit gesammelt hat.
Um einen Sattel zu bauen, arbeitet der Sattler natürlich nicht nur mit Leder, sondern auch mit Holz, Metall, Wolle und Gurtbändern. Als Grundstock dient ein Holzbaum, längs liegende Stahlfedern unterstützen Pferd und Reiter in ihrer Bewegung.
Der Baum ist mit Gurten bespannt. Die Gurte sind so angeordnet, dass die Sitzbeinknochen wie in einer Hängematte darauf ruhen. Über die Gurtung wird die sogenannte Matratze aus Wolle geklebt. Zum Schluss werden die Lederteile am Sattelbaum montiert und Sitzleder, Taschen und das Sattelkissen angebracht und ausgepolstert.
Der Bau eines Sattels dauert mindestens 40 Stunden, entsprechend für so eine umfangreiche Handwerksarbeit ist der Preis: ab 2500 Euro aufwärts muss man für so ein Prachtstück rechnen.

Doch Benjamin Braemer fertigt auch Reitutensilien wie Trensen, Kappzäume, Halfter, Sattelgurte, und Steigbügel an. Klar, dass die zum großen Teil in Handarbeit und aus deutschem Leder gefertigten Stücke teurer sind als das, was man in Reitshops bekommt. Eine maßgefertigte Trense kostet zum Beispiel ab 250 Euro aufwärts.

Die wichtigsten Werkzeuge eines Sattlers sind der Halbmond, ein Schneidwerkzeug zum Zuschneiden des Leders, Leder-Nähnadeln, Ahlen zum Vorstechen des Leders und Polstereisen, mit denen man die Wolle in den Sattel stopft.
Etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt Benjamin Braemer in seiner Werkstatt, die andere Hälfte ist er unterwegs, um Sättel anzupassen, auszuliefern und zu reparieren. Und er ist auch der ideale Mann, wenn man einen Sattel verkaufen möchte oder einen günstigen gebrauchten sucht.

Der Beruf des Sattlermeisters hat Zukunft - wenn es auch zur Zeit mehr zu reparieren gibt als das neue Sättel gekauft werden.
Und wer gedacht hat, dass Sattler ein Männerberuf ist, liegt ganz falsch: 60 bis 65 Prozent sind weiblich - Tendenz steigend. Bisher waren sie eher als Ausbilderinnen tätig, doch mittlerweile machen sich auch immer mehr Sattlerinnen selbstständig - auch wenn das nicht immer einfach ist. Benjamin Braemer: "Der Großteil unserer Kunden ist weiblich - und da haben die Frauen es schwerer, sich durchzusetzen. Und ganz schlimm ist es, wenn ein männlicher Reiter auf eine Sattlerin trifft..."
Was auch immer der Grund für dieses merkwürdige Verhalten ist - hoffen wir, dass es sich bald in Wohlgefallen auflöst. Denn Sattler-Nachwuchs wird gebraucht - egal, ob männlich oder weiblich.

Mehr über die Sattlerei Braemer hier

Fotos: Pferde-Welt.Info
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