Verein Xenophon: „Zum Wohle aller Pferde“
Der Verein setzt sich ein
· für eine Trainerausbildung, die Qualität garantiert,
· dass die Grundsätze der klassischen Reitlehre wieder befolgt werden müssen,
· dass nur ein losgelassenes Pferd dauerhaft gesund Leistungen erbringen kann,
· dass das Verständnis für die psychischen Zusammenhänge in der Pferde-Ausbildung geweckt werden muss,
· dass die Liebe zum Pferd und die Ästhetik des Pferdesports wieder in den Mittelpunkt gerückt werden sollen,
· dass Pferdefreunde in aller Welt diese Ziele gemeinsam verfolgen sollten.
Erfreuliche Ziele, doch der Weg ist noch weit. Denn auch Xenophon hat mit den üblichen Querelen, die in deutschen Vereinen keine Seltenheit sind, zu kämpfen: gegen Bürokratie und gegen das Symptom, dass es zu viele Häuptlinge gibt und zu wenige Indianer, von denen die Arbeit umgesetzt wird.
Während Philippe Karl mit seinem Aufruf an die FN zur Verbesserung der Situation in fünf Wochen über 9000 Unterschriften gesammelt hat, steht Xenophon mit 475 Mitgliedern aktuell noch auf dünnen Beinen. Das Ziel, sich der Ausbildung besserer, qualifizierter Trainer zu widmen, ist nur teilweise umgesetzt worden. Elke Trümner gab den Posten als Leiterin dieser Offensive enttäuscht ab, weil "sich zu wenig getan hat". Auch, weil sich ein paar dieser Trainer nicht als würdig erwiesen haben, das Qualitätssiegel Xenophon zu tragen. Trümner wurde für ihr Eingreifen in Leipzig ausgezeichnet, als sie einen weltweit bekannten Viererzugfahrer wegen seines Verhaltens zur Ordnung rief, der bis dato von keinem Steward für seine fragwürdigen Methoden beim Aufwärmen kritisiert wurde!
Solches Verhalten gab es aktuell auch in Aachen: Ein Mitglied berichtete davon, dass sie eine Reiterin aus Holland auf dem Abreiteplatz angesprochen hatte und von ihr wüst beschimpft wurde, die Deutschen würden doch ganz genau so trainieren! Mit diesen Berichten zeigt Xenophon ganz klar, woran es auf den Turnierplätzen hapert: Stewards und Richter, die fach- und sachkundig eingreifen, wenn sie solche Reiter bemerken. Diese Misere setzt sich bei den Richtern fort. Christine Stückelberger: "Wie sollen wir uns für besseres Reiten einsetzen, wenn immer noch Reiter die Medaillen gewinnen, die so ihre Pferde präsentieren?"
Wie wenig Xenophon jedoch bewegen konnte, zeigt der Bericht eines Vorstandsmitglieds aus den USA: "Im Ausland formiert sich Xenophon und da sind alle Augen auf Deutschland gerichtet, aber hier läuft einfach nicht genug". Ideen seien genug da, aber es scheitere einfach an der Umsetzung. Bei der Versammlung wurden deshalb deutliche Worte gesprochen. Arno Trümner verlas einen Brief Fritz Stahleckers, der seine Vereinsmitglieder heftig in die Pflicht nahm und dem Vorstand Lähmungserscheinungen vorwarf, Uneinigkeit und zu wenig Taten!
Mit der Verkleinerung des Vorstands, umgewandelt in eine Art Aufsichtsrat aus drei Personen, der schnellere Entscheidungen treffen könne, wollte Arno Trümner dieser Lähmung den Garaus machen. Sein Antrag wurde von der Versammlung aber abgelehnt, ausgesetzt bis zum Herbst zur nächsten Hauptversammlung. Der Vorstand ist nach langer Diskussion um diesen Punkt bestätigt worden. Dabei entbrannte eine Debatte über die Satzung, ob nun eine solche Vorstandsform und auch die Abstimmung darüber rechtmäßig seien!
Die Kinderkrankheiten bei einem so jungen Verein zeigten sich in den Jahresberichten: Xenophon präsentierte sich auf Messen wie der Equitana und hätte dort sicher mehr Ausbilder für die Trainerseminare gewinnen können, mehr neue Mitglieder, wenn das Werbematerial vollständig gewesen wäre. So liegen die Richtlinien für die Ausbildung der Trainer inzwischen brach, Anfragen dazu werden offenbar nur spärlich beantwortet. Auch ein Punkt, der Elke Trümner zum Rückzug bewogen hatte: Es fehlt noch immer ein schlüssiges Konzept für die Trainerausbildung". Das soll eine Arbeitsgruppe ändern, die bei der Versammlung gewählt wurde. Aber auch bei der Zusammenstellung der Gruppe zeigte sich, wie gespalten der Verein nach so kurzer Zeit schon ist. Es gab Mitglieder, die sich nur wählen lassen wollten, wenn eine bestimmte andere Person nicht dabei ist!
Uneinigkeit herrschte darüber, welchen Zweck es erfüllt, einen Preis für besonders gutes Reiten auf dem Abreiteplatz auszuschreiben. Über einen solchen Preis, der von Christine Stückelberger mit einer wertvollen Uhr ausgelobt wurde, gab es unterschiedliche Berichte aus dem vergangenen Turnierjahr. Während eine Reiterin in einer Fachzeitschrift voll des Lobes für diese Idee war, verbreitete sich während der Versammlung eine andere Sicht der Dinge: In einem Schreiben widersprach Birte Jasper aus Heide dem Bericht in dieser Fachzeitung und kritisierte die Umsetzung dieser Idee auf einem Turnier in Holstein.
Xenophon kann damit weder sicher sein, dass der ausgezeichnete Reiter auch im Training so pferdefreundlich arbeitet, noch sei, so Jasper, Xenophons Ansinnen während der Veranstaltung ausreichend dargestellt worden. Das Ziel war also verfehlt. Auch in diesem Punkt zeigt sich, wie schwierig die Qualitätssicherung von Xenophon ist und dass die Ausschreibung eines solchen Preises nicht an eine Platzierung gekoppelt sein darf. Eine Schleife beim Turnier sei schließlich kein Garant für richtiges Reiten.
Christine Stückelberger kündigte an, weiter drei Preise zur Verfügung zu stellen, und sie berichtete von einer Vielseitigkeitsreiterin, die mit einem 17jährigen Pferd in eines der Seminare kam, weil sie ihr Pferd weiterhin gesund ins Alter begleiten wolle. Einstellungen wie diese seien das, wofür Stückelberger eintrete, erklärte die Dressurausbilderin aus der Schweiz. Damit machte sie klar, dass eine solche Auszeichnung gut vorbereitet werden muss und die Richtlinien für die Vergabe so klar sein sollten wie die Entscheidung, wer einen solchen Preis wirklich verdient und wer diese Entscheidung treffen sollte.
Mit Spannung wurde die DVD erwartet, die Xenophon produzieren ließ. Leider spielte die Technik nach der fünfstündigen Versammlung nicht mit. Zuerst lief die DVD gar nicht an, dann fehlte der Ton. Am Ende passte auch das symbolisch zur Situation von Xenophon. In einem Zeugnis würde ein Lehrer das wohl so ausdrücken: Der Schüler ist bemüht, kann aber sein Bemühen noch nicht ausreichend in den Unterricht einbringen.